Für Ärzte

StartseiteFür Ärzte Thromboseneigung

Für Ärzte - Thromboseneigung


Als Ursache venöser thrombotischer Ereignisse sind zahlreiche dispositionelle und expositionelle Risikofaktoren von Bedeutung. Hierbei entspricht die Disposition (intrinsisches Risiko) der Veranlagung von Patienten, thrombotische Ereignisse zu entwickeln; dispositionelle Risikofaktoren sind in etwa angeborene oder erworbene thrombophile Risikofaktoren, familiäre Belastung für thrombotische Ereignisse und prädisponierende Begleiterkrankungen (z.B. Tumorerkrankungen, chronisch entzündliche Darmerkrankungen [Colitis ulcerosa, Morbus Crohn]). Unter östrogenhaltiger Medikation (Kontrazeption, hormonelle Behandlung, Hormonersatztherapie (HRT) sowie in der Schwangerschaft ist das Risiko für thrombotische Ereignisse erhöht. Bei expositionellen Risikofaktoren handelt es sich um von außen einwirkende Faktoren, die das Thromboserisiko (häufig passager) erhöhen; wichtige expositionelle Risikofaktoren sind operative Eingriffe, schwere Infektionen und Immobilität. Häufig führt ein ungünstiges Zusammentreffen verschiedener Risikofaktoren zum Auftreten eines thrombotischen Ereignisses.

 

Eine Vorstellung in der Gerinnungssprechstunde nach venösen thrombotischen/ thromboembolischen Ereignissen ist insbesondere in folgenden Fällen indiziert: 

 

  • Auftreten idiopathischer (spontaner, ätiologisch unklarer) thrombotischer Ereignisse
  • Auftreten rezidivierender thrombotischer Ereignisse
  • Auftreten thrombotischer Ereignisse in jungem Alter
  • Auftreten thrombotischer Ereignisse bei familiärer Belastung
  • Auftreten von Rezidiven trotz Durchführung einer adäquaten Antikoagulation

 

Die Abklärung in unserer Gerinnungssprechstunde beinhaltet eine komplette Erfassung dispositioneller und expositioneller Risikofaktoren, es wird dann zudem eine Thrombophiliediagnostik durchgeführt. Auf Basis der erhobenen anamnestischen Daten und Laborbefunde wird dann eine individuelle Therapieempfehlung für den jeweiligen Patienten abgegeben, welche sowohl die Auswahl des geeigneten Antikoagulans, als auch die Festlegung der adäquaten Therapiedauer umfasst. Eine langfristige Mitbetreuung dauerhaft antikoagulierter Patienten ist ebenfalls möglich.

 

Eine entsprechende Abklärung wird in unserer Einrichtung vorwiegend für venöse thrombotische Ereignisse durchgeführt; häufigste Indikationen sind Auftreten oberflächlicher (Thrombophlebitiden) und tiefer Venenthrombosen sowie das Auftreten von Lungenarterienembolien. Aber auch zahlreiche andere thrombotische Erkrankungen wie Sinusvenenthrombosen, Augen- venenthrombosen, viszeralen Thrombosen (z.B. Pfortader- und Milzvenenthrombosen) werden in unserer Einrichtung abgeklärt und therapiert. In manchen Fällen können auch arterielle thrombotische Erkrankungen (Myokardinfarkte, Schlaganfälle) ein Anlass für die Vorstellung in einer Gerinnungssprechstunde sein. Insbesondere ist dies der Fall, wenn arterielle Gefäßverschlüsse bei Patienten ohne (adäquates) kardiovaskuläres Risikoprofil auftreten oder sich in jungem Lebensalter ereignen.

 

Zudem können auch Probleme der antithrombotischen Medikation mit Antikoagulanzien (Nicht-Vitamin K-abhängige orale Antikoagulanzien [NOAK] oder Vitamin K-Antagonisten) oder Plättchenfunktionshemmern ein Vorstellungsgrund sein. Fragestellungen umfassen die Differenzialtherapie mit Antithrombotika, insbesondere auch bei Unverträglichkeiten oder inadäquatem Effekt der eingesetzten Pharmaka sowie Blutungsereignissen unter antithrombotischer Medikation. Spiegelmessungen von Antithrombotika, Messung des Effekts von Plättchenfunktionshemmern mit Ausschluss einer Resistenz oder überschießenden Wirkung von Antithrombotika sind möglich.

 

Neben betroffenen Patienten stellt auch die Familienuntersuchung auf das Vorliegen thrombophiler Risikofaktoren bei Angehörigen von Betroffenen einen häufigen Grund für die Vorstellung in der Gerinnungssprechstunde dar. Häufigste Indikationen hierfür sind das Auftreten von thrombotischen / thromboembolischen Ereignissen bei nahen Angehörigen und das Vorliegen einer genetisch-determinierten Thrombophilie in der Familie. Bei bislang asymptomatischen Individuen kann sich der Nachweis einer hereditären oder erworbenen Thrombophilie auf die Prophylaxe thrombotischer Ereignisse, auf die Einnahme hormoneller Kontrazeptiva und Hormon(ersatz)präparate (HRT) sowie auf das Vorgehen in einer Schwangerschaft auswirken.

 

 

 

 

Diagnostik und Behandlung von Gerinnungsstörungen in einer Hand.